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ADHS Studie
Ritalin enthält Methylphenidat, einen Amphetamin-Verwandten, und fällt daher weltweit unter das Betäubungs-
mittelgesetz

Ritalin wird in der Szene als Speed angeboten. Speed kann Schäden im Bereich der Hirnsubstanz und damit bleibende psychische Defekte erzeugen

Ritalin ist im Sport nicht zugelassen - besonders in Internationalen Wettkämpfen (Doping)

Ritalin
in Kombination mit anderen Drogen kann zu Vergiftungen (Intoxikationen) führen



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Korruption des Gewissens.
Ich- oder Wir-Gesellschaft?

Horst-Eberhard Richter
6. Kapitel vom neuen Buch: "Die Krise der Männlichkeit in der unerwachsenen Gesellschaft"

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Es gibt Leuchtzeichen des Widerstandes gegen die heimliche Entzivilisierung. Dennoch schreitet diese fort und wird eben kaum bemerkt als eine psychopathologische Störung, die eine grosse Mehrheit erfasst und eben deshalb nicht auffällt. Die Anpassung an die Störung wird normal. Die Nicht-Angepassten werden zu Häretikern. Ein Papst oder Bischöfe, die gegen den Strom einer militärischen „Sicherheitsphilosophie" und eines nuklearen Wahns schwimmen, erfahren eine subtile Ausgrenzung. Wissenschaftler, die vor Errungenschaften warnen, die unter ihrer eigenen Mitverantwortung zustande gekommen sind, werden zum besonderen Ärgernis. Dennoch zwingen sie zum Aufhorchen. Denn sie wissen am besten, wovon sie reden – so wie geheilte Patienten, die verlässlicher als alle anderen ihre durchgemachte Krankheit beschreiben können. Deshalb kommen hier vor allem „geheilte" Experten zu Wort, die gleichsam als Vorhut schon in einen Abgrund geblickt haben, den die trägeren Nachfolgenden noch nicht vor sich erkennen oder erkennen wollen.

Weizenbaum, Chargaff, Sacharow waren als Beispiele für solche hellseherische Häresie genannt worden. Noch einmal soll Weizenbaum zu Wort kommen, der als Pionier der Computerwissenschaft kompetent erläutern kann, wie bei Erforschung künstlicher Intelligenz ein Denken trainiert wird, dessen Erfolge mit Abschaltung derjenigen Skrupel verbinden sind, die Grundlage unserer ethischen Orientierung bilden. Das Beispiel ähnelt dem schon genannten (s.S.26) und zeigt wiederum, wie der Antrieb zur Lösung einer Forschungsaufgabe dadurch zum Erfolg führt, dass dabei Gewissenzweifel unterdrückt werden. Weizenbaum schildert, wie die Computer-Abteilung des MIT, Technische Spitzenuniversität Amerikas, mit dem Militär verbunden ist. Dort wird u.a. an „Sehmaschinen" gearbeitet, um computergesteuerten Robotern und Cruise Missiles ein zielgenaueres Töten beizubringen. „Hier möchte ich unbedingt festhalten", schreibt Weizenbaum, „dass ohne die Arbeit der Wissenschaftler, dass ohne unsere sogar begeisterte Mitarbeit an solchen Dingen der moderne Krieg überhaupt nicht möglich sein würde. „ „Deshalb haben wir als Informatiker kaum ein Recht, andere Leute, sagen wir die Politiker z.B., für das anzuklagen, was sie machen. Ohne uns würde es nicht gehen." „Ein Teil dieses Wahnsinns ist die Freude, die wir alle erfahren, ich meine jetzt alle Techniker und alle Naturwissenschaftler, vielleicht sogar alle Wissenschaftler, die Freude, die wir erfahren, wenn wir etwas sehr Raffiniertes zum Laufen bringen. Das macht ungeheuer viel Spass." "Wahnsinn" sagt Weizenbaum dazu. Er meint die psychische Krankheit, dass bei dem Spass an dieser Arbeit nur die wissenschaftliche Aufgabe, nicht aber die Anwendung des Resultates, nämlich die punktgenaue Tötung oder Verstümmelung von Menschen in den Sinn kommt.

Die Forscher empfinden ihren Spass als gesund und selbstverständlich. Ihr subjektiver Verantwortungshorizont ist auf die Lösung des technischen Problems beschränkt. Sie übergeben ihre Lösung dem Pentagon – fertig, aus! Wo ist der Wahnsinn?

Er liegt in der Leugnung der Mitverantwortung für die Anwendung der Erfindung. Dringt jene dennoch ins Bewusstsein, gibt es immer noch die Möglichkeit, die Bedenken zu verheimlichen und den unterdrückten Selbsthass aggressiv an Weizenbaum und anderen Kritikern abzureagieren, die den Wahnsinn beim Namen nennen. Da kommt es dann zu den Ausstossungsprozessen, die an die mittelalterliche Inquisition erinnern. An der Spitze der Verfolger findet man erwartungsgemäss solche, die mit der Ächtung der Dissidenten ihre geheimen Selbstzweifel betäuben. Die ausgegrenzten Häretiker wiederum brauchen zur Erhaltung ihrer Standfestigkeit Freunde, um den Druck der Verketzerung auszuhalten, solche, die selbst bereit sind, sich zu exponieren. Heimliche Zustimmung ist leicht zu finden. Aber offene Widerstandbereitschaft ist rar.

Weizenbaums Beispiel zeigt, wie sich das Gewissen auf dem Umweg über den Spass den das Forschen an sich bereitet, korrumpieren lässt. Es ist die einfache Lust am Lösen von Rätseln. Es ist die aus der Kindheit verbliebene und weiterentwickelte unschuldige Befriedigung, Geheimnisse zu lüften und sich bei diesem harmlosen Bemächtigungsvorgang als Sieger zu freuen.

***

Wo überall sich in Universitäten, Instituten, Labors die geschilderten Wissenschaftler mit ihrem Spass an Rätsellösungen angesammelt haben, können sie zur leichten Beute für grosszügige Auftraggeber mit fragwürdigen Interessen werden. Und da viele Forschungseinrichtungen arm sind und laufen zu hören bekommen, sie sollten sich „Drittmittel" beschaffen, liegt die Bestechlichkeit nahe. Erwin Chargaff, einer der Pioniere des neuen biotechnischen Zeitalters, blickte als 80-Jähriger auf den Prozess der „Brutalisierung" der Forschung durch Kommerzialisierung zurück: „ Was den in einer ruhigeren Wissenschaft Aufgewachsenen besonders berühren und ihm als eine wahre Gefahr für die Zukunft der Menschheit erscheinen muss, ist die fortschreitende Brutalisierung der wissenschaftlichen Einbildungskraft. Es ist die Bestialisierung der Phantasie, die es uns gestattet, die Schranken des wissenschaftlich Möglichen - und das ist leider für die meisten Ausübenden die Definition des ethisch Erlaubten – immer weiter vorzuschieben. Als ich vor Jahren meine Warnung vor den Auswüchsen der genetischen Bastelsucht publizierte, kam das zu Teil auch aus einem Gefühl der Verantwortung, die ich für diese hochinteressante chemische Verbindung DNS empfand." „Der Hohn, auf den ich stiess, war jedoch stärker und bitterer als erwartet. Darauf sagte ich mir sofort: " Da sind mehr als edle Prinzipien dahinter; es riecht nach einer Menge Geld. Und wirklich: Nach kurzer Zeit war alles klar, denn der Kult der habgierigen Schnelligkeit, von dem meine Generation noch verschont war, hat die genetische Forschung besonders ergriffen." (E:Chargaff: Zeugenschaft, S.222)

Inzwischen sind Hunderte von biotechnischen Firmen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Die Industrie hat sich in die Universitäts-Labors eingekauft. Scharenweise werden gentechnisch neu erzeugte Lebewesen patentiert. Wer zu spät kommt, den bestraft das Patentamt, schreibt Regine Kollek, führende deutsche Expertin. Es ist wie beim Einstein-Brief an Roosevelt. Man macht fragwürdige Dinge, nur damit andere einem nicht zuvorkommen. Man macht, was gemacht werden kann, nur um Erster zu sein und ein Stück mehr Macht in Besitz zu nehmen.

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Es kann allerdings auch schief gehen. Ein Konzern wirft ein ungenügend getestetes neues Medikament auf den Markt. Es wird ein Renner, weil es Depressionen lindert, Schlaf fördert oder die Cholesterinwerte senkt. Viele Tausende schlucken es oder bekommen es gespritzt. Da stellen sich schwere Nebenwirkungen heraus. Aber das Zeug verkauft sich so gut. Vielleicht halten sich die Schadensfälle in Grenzen, so dass sich der Erfolg auf dem Markt noch eine Weile halten lässt? Also schweigt man, bis es irgendwann nicht mehr geht.

Eine persönliche Erfahrung: An einer Universitäts-Nervenklinik sammelt ein hervorragender Kopfschmerz-Forscher Informationen über die Nebenwirkungen eines Standardpräparates gegen Kopfschmerzen. Es ist ein Präparat, das man jahrelang in der Schweiz Arbeitern in Uhrenfabriken beim Frühstück aushändigte, um sie beschwerdefrei zu halten. Der Forscher stellt fest, dass viele Patienten ihren Tabletten-Konsum allmählich steigern, da die Wirkung auf die Dauer nachlässt. Die Dosis-Erhöhung führt schliesslich sogar zur Erhöhung statt zur Linderung der Beschwerden. Ausserdem stellen sich bei Langzeitgebrauch nicht selten ernste Nierenschäden ein. Der Neurologe schickt einen Bericht über seine Befunde an eine der führenden medizinischen Zeitschriften. Da kommen unerwartet zwei Vertreter der Herstellerfirma aus dem Ausland angereist und bedrängen den Klinikchef, bei dem der Forscher als Oberarzt arbeitet. Der Chef habe bisher doch so gut mit der Firma zusammengearbeitet. Tatsächlich finanziert die Firma zwei technische Mitarbeiterinnen an der Uni-Klinik. Der Professor ist entsetzt und erwartet von seinem Oberarzt, der die Komplikationen durch das Medikament erforscht und die Resultate bekannt machen will, seinen Aufsatz zurückzuziehen. Dieser weigert sich. Der Chef tobt. Einziges Zugeständnis des Gescholtenen: anstelle des Handelsnamens für das fragwürdige Präparat nennt er nur dessen chemische Formel. So wird der Artikel schliesslich gedruckt und sorg dafür, dass nicht noch weitere Tausende von Ahnungslosen Schaden davontragen. Aber der Klinikchef gibt keineswegs Ruhe. Er entzieht dem Oberarzt eine unentbehrliche wissenschaftliche Helferin und schränkt seine Forschungsmöglichkeiten auch sonst so rigoros ein, dass der Gestrafte keine andere Möglichkeit sieht, als seine Universitätskarriere abzubrechen und an einem Stadtkrankenhaus eine klinische Routine-Stelle zu übernehmen. Ein Freund dieses Oberarztes beschwert sich bei dem besagten Klinikchef, darf zur Strafe fortan die Klinik-Bibliothek nicht mehr betreten und muss drei volle Jahre warten, bis der Professor seine Habilitationsschrift zu lesen geneigt ist.

Wie viele andere hätten sich wohl an der Stelle jenes Oberarztes der Firma, er Zeitschrift, dem Chef gebeugt? Leicht hätte sich der Forscher von der Industrie kaufen lassen und seine akademische Laufbahn unbehindert fortsetzen können.

Niemand kennt die Zahl der stillen Anpassler, die heute ihren Aufstieg als „freie" Forscher solchen Zugeständnissen verdanken.

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Horst-Eberhard Richter war von 1959 bis 1962 Leiter des Berliner Psychoanalytischen Instituts und danach bis zu seiner Emeritierung 1992 Direktor des Zentrums für Psychosomatische Medizin in Gießen. Er ist Mitbegründer der Dt. Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) und leitete von 1992 bis 2002 als Geschäftsführender Direktor das Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt am Main.

Er ist Mitglied im PEN-Zentrum der Bundesrepublik und erhielt u.a. den Theodor-Heuss-Preis (1980), die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt (2002) und den Ghandi-Luther King-Ikeda Award des Morehouse College, Atlanta USA (2003). Zuletzt hatte er eine Gastprofessur an der Universität Wien inne (2004).

International ausstrahlende Wirkung erzielte Horst-Eberhard Richter durch seine wissenschaftlich fundierten und dennoch gut verständlichen Analysen, in denen er psychologische und philosophisch-theologische Aspekte miteinander verbindet. Seine Bücher wurden in zwölf Sprachen übersetzt.

http://www.horst-eberhard-richter.de/




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