1. |
AD(H)S ist eine Sammeldiagnose für ein Verhaltenskomplex, der sich auf Aufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität bezieht. Eine präzise Diagnose aufgrund eindeutiger neurobiologischer Daten (sog. Marker) ist bis heute nicht möglich. |
2. |
Die Erkenntnisfortschritte der nun hundertjährigen Geschichte der AD(H)S sind trotz erheblichen Aufwandes und abertausender Studien eher bescheiden |
3. |
Eine einfache Erklärung der AD(H)S durch einen Stoffwechseldefekt, z.B. Mangel des Überträgerstoffes Dopamin, ist wissenschaftlich nicht belegt. |
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AD(H)S ist nur im Rahmen eines umfassenden Denkmodells, das sich auf Biologie, Entwicklung und zwischenmenschliche Beziehungen gründet, zu erforschen und zu verstehen. |
5. |
Wie Vererbung, Biologie, die sog. Neuroplastizität, Entwicklungspsychologie und soziale Faktoren zusammenwirken, muss in jedem Einzelfall untersucht werden. |
6. |
Die neuen bildgebenden Untersuchungsverfahren des Gehirns beschreiben zentralnervöse Vorgänge, erklären aber AD(H)S nicht. |
7. |
Die Gehirnentwicklung ist erfahrungsabhängig. Ebenso beeinflussen seelische Faktoren die Wirkung der vererbten Anlagen. |
8. |
Wenn AD(H)S vermutet wird, muss vor jeder Behandlung geklärt werden, welche der genannten Einflüsse zur Wirkung kommt. |
9. |
Diese Aufgabe ist mittels systemischer Arbeit zu lösen. . |
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von Univ. Doz. Dr. Hannes Brandau (Univ. Doz. Für Sozialpädagogik, Professor für Integrations- und Förderpädagogik und Psychologe und Psychotherapeut an der Psychosomatik der Grazer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde ) |