Ebenso werden die modischen Kinderkleider in diesen Farben angeboten und auch die Wände und Teppiche werden in solchen Farben gestrichen beziehungsweise verlegt. Mütter und Väter, habt ihr nie etwas von der Farbenleere gehört? Weshalb sind wir wohl in weisse oder pastellfarbene Leintücher eingebettet und in sanfte Farbtöne eingekleidet worden? Habt ihr noch nie gehört, dass Farben die Gemütsverfassung beeinträchtigen?
Rot, Pink, Orange, Gelb, Giftgrün machen aggressiv – oder soll ich sagen hyperaktiv?
Auch Spielsachen kommen in denselben aggressiven Farben daher, und wenn man heute ein Kinderzimmer betrachtet, sieht es meist aus wie in einem Spielwarengeschäft: die Kinder haben alles. Ach ja, vergessen wir nicht die neuesten Errungenschaften, den Baby- und Kinderfernseher und den Computer für die Kleinsten.
Das Kind wird heute im Kinderwagen oder in der Trage so gehalten, dass es von Anfang an die grosse weite Welt mitbekommt. Extrem schnelle Bewegungen vorbeifahrender Autos, blinkende Farblichter, Reklametafeln, laufende und fahrende Menschenmengen, eine Flut von Tönen und Düften.
Habt ihr noch nie einem kleinen Kind in die Augen geschaut, wenn es diesen Dingen ausgesetzt ist? Die Augen sind weit aufgesperrt, die Kopfbewegungen des Kindes kommen mit der Geschwindigkeit der Vorgänge gar nicht mit. Das Kind ist extrem aufgeregt und aktiv – oder soll ich sagen hyperaktiv?
Ganz neu sind jetzt auch noch die Kindertagesstätten, wo die Kinder bereits im Alter von einem Monat abgegeben werden können, damit die Mütter Zeit haben, den häuslichen Wohlstand aufzubessern, etwas für sich selber zu tun und unter die Menschen zu kommen. Und wozu soll dieser Wohlstand dienen? Etwa dem Wohlergehen des Kindes? Und wo bleibt die Liebe zum Lehren und Erziehen? Auch hier sind die Kleinsten einer unnötigen Betriebsamkeit ausgesetzt – oder soll ich sagen einer Hyperaktivität?
Nun kommt das ´mit viel Liebe´ er/ver-zogene Kind in die Schule und plötzlich sollte es ruhig sitzen, sich konzentrieren und nur an einer Aufgabe arbeiten. Dabei hat es doch von klein auf gelernt, sich aktiv zu verhalten – oder soll ich sagen hyperaktiv?
Jetzt, liebe Eltern, haben wir ein enormes Problem, denn unser Kind sollte sich in der Schule konzentrieren, sollte die anderen nicht stören, sollte durch stilles Lernen gute Leistungen erbringen, sollte sich zuhause auch gut benehmen und die Hausaufgaben erledigen. Doch hat unser Kind je gelernt, in Musse zu arbeiten?
Die Aussenwelt, die Propagandawelt, kommt den Eltern entgegen, mit einer unheimlichen Aussage, einer ganz neuen Entdeckung, einer neuen Krankheit, der so genannten Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (Kurzform ADHS). Kommt euch der Begriff nicht bekannt vor?
Natürlich ist ein Kind sehr aktiv und bedarf einer Menge persönlicher und menschlicher Aufmerksamkeit. Seine Ungeduld (Delay Aversion = verspätete
Abneigung , wie es in Fachkreisen genannt wird) ist nichts anderes als ein
Aufschrei. Es macht auf etwas aufmerksam, was ihm zu schaffen macht oder nicht in Ordnung ist.
Nun meine Frage an alle Eltern:
Wer leidet, wenn ein Kind hyperaktiv ist? Das Kind oder wir, die Gesellschaft?
Wir, die Gesellschaft, wollen formgerechte Kinder. Das Kind muss klar definierten Vorgaben folgen, in der Schule, wie auch in der Arbeitswelt. Es muss lernen, dass es nichts Schöneres gibt als Erfolg zu haben und Leistungen zu erbringen, denn so verdient man seinen Wohlstand. Wir zeigen dem Kind, dass es sich nach der Aussenwelt richten soll und muss.
Schöne neue Welt!
Ist eine Abneigung, wie die Fachleute es ganz richtig definieren, eine Krankheit?
Krankheit oder Hilfeschrei?
Der Hilfeschrei eines Kindes kann sich in Form eines Syndroms äussern. Doch ist ein Hilferuf eine Krankheit? Und wer definiert, was eine Krankheit ist und was nicht? Wir vertrauen ja so blind und so schnell der Aussen- und Propagandawelt!
Aber eigentlich haben wir, die Gesellschaft, ein Problem mit den Kindern und Jugendlichen, und nicht sie mit uns. Und so erfinden wir ein Medikament, welches Kinder und Jugendliche besänftigen soll. Die Gesellschaft will also Nonkonformität medikamentös beseitigen, denn zappelige, nervöse, überaus aktive Charaktere will man nicht.
Tolle Errungenschaft, toller Fortschritt!
Zum Nachdenken von Erich Fromm (GA I, 1941, S. 383):
Wenn eine Gesellschaft gut funktionieren soll, müssen sich ihre Mitglieder einen Charakter aneignen, aus dem heraus sie so handeln
wollen , wie sie auf Grund ihrer Zugehörigkeit zu dieser Gesellschaft oder einer besonderen Klasse innerhalb dieser handeln
müssen. Sie müssen genau das
zu tun wünschen , was sie notwendigerweise tatsächlich
zu tun haben .
1.8.06 / A.A.
© copyright 2007 by ADHS Schweiz / Psychologische 'ADHS' Therapie Schweiz |
Kontakt |
ADHS Home |
Diese Seite weiterempfehlen |
sitemap